Freigeister

Freigeister

 If you’ve lost your faith in love and music

the end won’t be long

Because if it’s gone for you then I too may lose it

And that would be wrong

(Libertines/The good old days)

12. Juli 2014. Ich stehe vor der von einem Telekommunikationsanbieter gesponsterten Hauptbühne eines Festivals vor den Toren Lissabons. Direkt dahinter begegnen sich Tejo und Atlantik. Die Sonne ist schon eine Weile untergegangen. Es bläst ein frischer Wind aus Osten. Ich bin auf dem Weg zurück nach Deutschland und warte hier auf die Rückkehr zweier Helden aus dem Abspann meiner Jugend

Debütroman

                     Außen so, innen mehr Buchstaben.

Außen so, innen mehr Buchstaben.

Hamid hat mich neulich gefragt, worauf ich mit meinem Getue [sic] eigentlich hinauswill. Mindestens aufs Ganze, habe ich geantwortet. Nun ist meine Ehe gescheitert, meine Kinder hinterfragen bereits vor ihrer Pubertät meinen Heldenstatus und der Verlag, in dem mein erster Roman erscheint, liegt mir seit einiger Zeit damit in den Ohren, dass ich an meinem Image arbeiten muss – auf Fotos auch mal lächeln, die Haare waschen, vielleicht ein paar Kilo abnehmen, solche Dinge. Aber wenn ich lächle sehe ich aus, als würde ich weinen, meine Haare sind von ihrer Grundsubstanz her ölig, und das Hüftgold ist in meinem Alter auch nicht mehr so leicht loszuwerden. Als ich dann neulich in Lissabon eine jüngere, bessere, hoffnungsfrohere Version meiner selbst getroffen habe, die nicht die Hälfte ihres Erwachsenenlebens damit verschwendet hat, in einer mittelfränkischen Häuslesbauerkolonie nach einem akzeptablen Lebensentwurf zu suchen, zögerte ich nicht und überzeugte Wolf Schmid, dass nichts dabei ist, wenn er sein Gesicht, seinen Körper, seinen Namen und seine Biografie dem Autoren meines Buches überlässt. Der Teufel hat mir versprochen, dass meine Ambitionen damit hinter einem anderen her sind. Zu schön um wahr zu sein…