Vorkritik der Klagenfurter 7

Mehr Wasser

Der marokkanische Himmel war die Tage vor meiner Abreise ungewohnt dunkel. Ich habe mich in den seit Wochen brüllenden Nordwind gestellt und gründlich darunter gelitten, dass weder Spinnen noch eines der übrigen 6 Jurymitglieder mich zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur 2014 eingeladen hat. Ich behaupte, das Intensivitätsspektrum der menschlichen Gefühle ist beschränkt. Das soll heißen, das größere Drama fühlt sich nicht unbedingt schlimmer an, als das kleinere. Schlimm ist schlimm und manchmal ist es eben schlimmer.

Ouvertüre zur Vorkritik der Klagenfurter 7

Wasser

Mein Ducato ist bereit für die Fahrt in den Norden. Mustafa III Junior hat eine Woche lang geflext und geschweißt und dem Wagen ein Blau verpasst, das gerade dunkel genug ist, dass man es nicht Babyblau nennen kann und trotzdem so hell, dass der Innenraum unter der Sonne Nordafrikas und Südeuropas nicht zum Backofen wird.

Burkhard Spinnen vs. Jack Kerouac. Oder: Tage der deutschsprachigen Literatur 2013 – Die Jury in der Einzelkritik – Teil 3

Kerouac verpasst Spinnen einen langen Haken mit Rechts (Collage unter Verwendung eines Filmstills aus Martin Scorcece, "Raging Bull")

Kerouac verpasst Spinnen einen langen Haken mit der Rechten (Collage unter Verwendung eines Filmstills aus Martin Scorsese, „Raging Bull“/ © 2013 Konrad Geyer)

Burkhard Spinnen (hat Zé do Rock und Nadine Kegele eingeladen):

Zu keinem Jurymitglied ist mir vergangenes Jahr so wenig eingefallen, wie zu ihm. Dabei führte Spinnen damals eine interessante Diskussion. Im Zusammenhang mit Leopold Federmairs Aki sagte er, Jack Kerouac würde immer nur behaupten, irre Typen würden irre Sachen machen, aber nie beschreiben, was genau sie tun. „Wir lagen auf dem Bett und redeten über alles Mögliche“ nannte er als Beispiel und erntete dafür reichlich Gelächter.

Tage der deutschsprachigen Literatur 2013 – Die Jury in der Einzelkritik – Teil 2

Zwischen Paul Jandl und Meike Feßmann sitzt eigentlich der altehrwürdige Jurypräsident Burkhard Spinnen, aber bevor ich mich um den kümmere, muss ich noch mal Luft holen. Zuerst also Feßmann:

Tage der deutschsprachigen Literatur 2012 – Die Jury in der Einzelkritik – Teil 2

Meike Feßmann:

2009 habe ich geträumt, Feßmann hätte mich zum Wettbewerb eingeladen. Ich bin schweißnass aufgewacht, so sehr hat mich der Konflikt zwischen “dabei sein wollen” und “ausgerechnet von Feßmann geladen sein” aufgerieben. In diesem Jahr hat Feßmann ihr humorloses Gezicke und ihren Strebersermon von Erzähltechnik und -form endgültig auf die Spitze getrieben. Aber, wahrscheinlich weil es ihr mit Caduff zusammen im Korintenkackerboot zu eng wurde, hatte sie auch lichte Momente: Sie debattierte gegen um ihrer selbst Willen exaltierte Sprache, grenzte Literatur vom Schulaufsatz ab, und einmal sagte sie “ganz lässig”. Das fand ich richtig gut. Ein „hauchfeines Luftwirbelchen“ übrigens, hält Feßmann für ein ganz wunderbares Bild. Eigentlich auch nicht schlecht.