Ich bekenne, ich habe getrollt I: Arno Schmidt — Zettels Albtraum

"Unnützes Herz"/ © 2014 teresacortez.com

„Unnützes Herz“/ © 2014 teresacortez.com

Zu meiner Schwäche für Kommentarstränge unter Amazon-Rezensionen habe ich mich bereits an anderer Stelle bekannt. Beim Häuten der Zwiebel sind dazu nun noch ein paar Erinnerungen mehr an die Oberfläche meines Bewusstseins getrieben: Meine Beteiligung beschränkt sich nicht immer auf ein paar launige Bemerkungen im allgemeinen Getümmel. Wenn der Köder appetitlich genug ist, gebe ich einiges dran, ihn vom Haken zu bekommen. Wahrscheinlich, weil ich so oft mit meinen Worten allein bin und es ab und zu gut tut, direkt mit jemandem in Kontakt zu treten, und Vorlagen zu verwandeln oder ins Aus zu schießen. Ein besonders fetter Köder war dieses Schmuckstück unbestechlicher Laienkritik. Es lohnt sich nicht, den Text hier zu paraphrasieren. Er ist in seiner Gesamtheit ein wunderbares Lehrstück darüber, was passiert, wenn jemand der viel Wert darauf legt, mit beiden Beinen im Leben zu stehen, mit einem kompromisslosen Kunstwerk kollidiert:

Über Aufmerksamkeitsökonomie – Wenn einer nicht besonders gerne liest …

“Setzten wir, dass man vom 5000. Tag an leidlich mit Verstand zu lesen fähig sei; dann hätte man, bei einem green old age von 20000, demnach rund 15000 Lesetage zur Verfügung. […] Ich möchte es noch heilsam-schroffer formulieren: Sie haben einfach keine Zeit, Kitsch, oder auch nur Durchschnittliches zu lesen: Sie schaffen in Ihrem Leben nicht einmal sämtliche Bände der Hochliteratur!” 

(Arno Schmidt: Trommler beim Zaren. 190 f.)

Einen Augenblick nachdem ich über dieses Zitat gestolpert bin, war ich drauf und dran, Arno Schmidt zu meinem Säulenheiligen zu erklären. Einen Haken bei den AGB’s hatte ich schon gemacht. Ich musste nur noch auf „Absenden“ klicken. Im letzten Augenblick habe ich die Notbremse gezogen. Etwas fühlte sich nicht ganz rund an dabei: