Der marokkanische Himmel war die Tage vor meiner Abreise ungewohnt dunkel. Ich habe mich in den seit Wochen brüllenden Nordwind gestellt und gründlich darunter gelitten, dass weder Spinnen noch eines der übrigen 6 Jurymitglieder mich zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur 2014 eingeladen hat. Ich behaupte, das Intensivitätsspektrum der menschlichen Gefühle ist beschränkt. Das soll heißen, das größere Drama fühlt sich nicht unbedingt schlimmer an, als das kleinere. Schlimm ist schlimm und manchmal ist es eben schlimmer.
Akif Pirincci
Über Aufmerksamkeitsökonomie – Bitte sag, dass du mich magst …
«Magst du mich? Bitte sag, dass du mich magst.» Und wie wir alle wissen, gehen 99 % aller zwischenmenschlichen Manipulationsanstrenungen und Anmach-Verrenkungen darauf zurück, dass Aussagen wie diese fast schon als obszön gelten. Tatsächlich gehören solche direkten, gewissermaßen nackten Fragen zu den letzten echten zwischenmenschlichen Tabus, die wir haben. Sie wirken so jämmerlich und verzweifelt.
… schrieb David Foster Wallace in seiner Erzählung “Oktett” aus dem Band “Kurze Interviews mit fiesen Männern” (1999). Wahrscheinlich hat diese Aussage zur Zeit ihrer Veröffentlichung den Nagel auf den Kopf getroffen. Aber mittlerweile hat Facebook diese “zwischenmenschlichen Tabus” mit Hilfe seines “Gefällt-mir-Buttons” eben mal so standardisiert.