Seit Jahren versuche ich mich als Schriftsteller. Ohne nennenswerten Erfolg. Zuletzt habe ich die Fakten Richtung Horizont geschoben, mir mit einem bescheidenen Erbe ein Grundstück im Süden Marokkos gekauft, meinen Camper daraufgestellt, und jetzt zerschreibe ich das, was von dem Erbe übrig ist. Wenn es gut läuft und meine Ansprüche in der weiteren Vergeistigung vollends verwüsten, dürften mir anderthalb Jahre bleiben, um die mit Manuskripten gefüllten Sitzbänke und Schränke mit Disziplin und Konsequenz zu wässern, damit entweder Literatur daraus sprießt, oder eben größenwahnsinniges Geschafel, das meine Ambitionen zugrunde wuchert. Eigentlich hatte ich vor, mit der Wüste im Rücken an einem Text mit dem Arbeitstitel „Kommentarband“ zu arbeiten, der mein Schreiben und Leben ein für allemal verklärt. Damit sich keiner auf eine müßige, allenfalls Halbwahrheiten zutage fördernde Spurensuche machen muss, falls es wirklich keine verkannten Genies gibt und mein Werk irgendwann gehoben wird. Aber beim Tippen der ersten Zeilen ist mir klar geworden, dass ich wenigstens die Möglichkeit eines Lesers brauche, um mit der notwenigen Aufrichtigkeit zu schreiben. Deshalb stelle ich meine Kommentarband-Texte nun nach und nach ins Netz, hoffe auf Leser, freue mich über Anmerkungen und verbitte mir Mitleid. Vielen Dank.
Kontakt:
loboconsusbolsas[r(at)packattack]gmail.com
© Alle Rechte bei Konrad Geyer
Du lebst jetzt also tatsächlich im Süden Marokkos in deinem Camper und schreibst? Hört sich toll an.
Ich mag die ersten beiden Sätze dieses Artikels. So schön unprätentiös, ohne Fremdwörter, ohne Geschwafel.
Manchmal ist es toll, manchmal anstrengend. Wie eigentlich immer im Leben. Auf der einen Seite stehen unter anderem Ruhe, Inspiration, Konzentration, jede Menge Horizont, ein dumpf stampfender Rhythmus, eine oft klärende Distanz zu mitteleuropäischem Plauderdampf.
Auf der anderen Einsamkeit, ein in Wellenbewegungen anschwappender Kulturschock, und vor allem viel Last auf einigen meiner Beziehungen.
Wenn letzteres ein Kompliment ist, bedanke ich mich. Ich muss zugeben, dass ich in einer frühen Version das Wort „reüssieren“ stand.
🙂
Danke für die vielen Kommentare bei mir im Blog – der Gegenbesuch war äußerst lohnenswert und ich komme sicher wieder!
Gerne. War mir ein Vergnügen. Ich hoffe, Du freust Dich nicht nur darüber, wie viel ich geschrieben habe, sondern auch, was es war. Ich befürchte, es werden noch ein paar Kommentare mehr. Nach einer langen stillen Zeit, ist mir die Tage nach Geschwätzigkeit. Ich danke für den Gegenbesuch und freue mich, dass Du ihn für lohnenswert befunden hast. „Die Tür von meinem Blog steht Dir sperrangelweit offen“, habe ich eben geschrieben, der Neugier halber nachgeschaut, was eigentlich eine „Sperrangel“ ist, und mit Schrecken festgestellt, dass man durch eine „sperrangelweit“ geöffnete Tür kaum einen schmalen Fuß geschoben bekommt, wenn man es genau nehmen würde. Und trotzdem läuft „sperrangelweit“ als Synonym für „so weit offen wie möglich“. Man muss nicht alles verstehen.
Quali- und Quantität haben mich erfreut. Auf weitere Besuche in lohnenswerter Geschwätzigkeit auf sperrangelfreien Blogs.
Konrad, was hat Thor Kunkel Ihnen eigentlich getan? Geht Ihnen dabei einer ab? Das neue Buch von Kunkel ist noch nicht mal erschienen, da nennen Sie es schon „garantiert ungelesen“! Sie dümmlicher kleiner Neider.
Kunkels letztes Buch wird von Roehler verfilmt, das hat Sie wahrscheinlich richtig getroffen.
Autsch.
Guter Rat: Lassen Sie Ihren pathologischen Hass auch mal an einem anderen aus.
MfG, Dörthe
An Dörthe:
Dörthe, Thor Kunkel hat mir nichts getan. Was den dümmlichen Neider betrifft, werden Sie schon wissen, aber mein „garantiert ungelesen“ haben Sie falsch verstanden. Es betrifft nur mich. Ich habe in meinem Kommentar ein ironisches Urteil über Kunkels kommendes Buch gefällt, das ich durch diese Aussage relativiert habe. Bestimmt wird das Buch Leser finden. Da habe ich gar keine Angst.
Dass Kunkels letztes Buch von Roehler verfilmt wird, wusste ich nicht. Ich wusste nicht einmal, wer Roehler ist. Jetzt weiß ich, welche Filme er gemacht hat, aber ich habe keinen davon gesehen. Das will nichts heißen. Woraus Sie auf pathologischen Hass meinerseits schließen, verstehe ich nicht. Aber wenn ich etwas in der Richtung empfinde, lasse ich ihn ganz wo anders raus. Versprochen!
Und eine Erklärung, falls die Sache sonst jemanden interessiert:
Ich schaue keine Serien, verfolge aber gerne Kommentarstränge bei Amazon. Dort bin ich vor einiger Zeit auf die Vermutung gestoßen, dass Thor Kunkel bisweilen ungeliebte Kollegen in Grund und Boden rezensiert. Ich habe den Fall in „Über Aufmerksamkeitsökonomie — Bitte sag, das Du mich magst …“ erwähnt.
Thor Kunkels „Endstufe“ hatte ich bei seinem Erscheinen gelesen oder angelesen, besonders viel Eindruck kann es nicht gemacht haben, ich habe mich erst im Rahmen dieser Rezensions-Seifenopern wieder daran erinnert. Die Geschichte von den vermeintlichen Kunkel-Sockenpuppen, die geifern und beißen, fand ich dann faszinierend. Nun habe ich mir die Tage den Amazon-Eintrag zu Wolfgang Herrndorfs in Buchform gebrachtes Blogtagebuch „Arbeit & Struktur“ angeschaut. Und da war wieder ein Rezensent, der das Rumpelstilzchen machte, und wieder stand der Verdacht im Raum, dass es sich dabei um eine Sockenpuppe von Thor Kunkel handelt. Auf S. 3 des Kommentarstrangs zu einer mit „Gehirn bitte an der Kasse abgeben“ betitelten Rezension, habe ich mich dann mit folgendem Kommentar ins Getümmel gestürzt:
Schreibt hier wirklich Thor Kunkel? Hat der nicht seine Mitte gefunden, geschafft, wovon viele träumen und sich doch nie trauen: Ein neues Leben begonnen, weit abgeschieden auf 2.000 Meter Höhe, in der mythischen Landschaft des Wallis den Friseursalon „Kamm-in“ eröffnet und darüber nun ein Buch mit demselben Namen geschrieben? Oder bringe ich da etwas durcheinander? „Ein wichtiger Autor. Ein mutiges Buch“ behaupte ich, garantiert ungelesen.
Der zweite und der dritte Satz sind ziemlich direkt aus der Verlagsprosa zu Thor Kunkels im Frühjahr 2014 erscheinenden Buch „Wanderful“ zitiert. Lediglich die Sache mit dem Kamm-in ist ein Seitenhieb auf den wonderful beknackten Buchtitel. Die Vorstellung, von einem geläuterten Skandalschriftsteller, der in der Einsamkeit der Berge seinen Frieden sucht und dann doch wieder Kollegen mit Galle bespuckt, gefällt mir in ihrer ironischen Pracht.
Allerdings blieb meine Frage unbeantwortet. Ich ließ mich noch zu einer launigen Bemerkung auf S. 4 des Kommentarstrangs hinreißen, und als absehbar war, dass die Diskussion sich ziehen würde und reichlich schlechtes Karma ausdünstete, klinkte ich mich aus. Und dann kam Dörthe und attestierte mir pathologischen Hass …
Konrad – ich bin kein Fan von irgend jemandem, aber eines hätte Ihnen doch auffallen müssen: Da wurde ein Rezensent förmlich gemobbt, vor allem wurde er von sechs unterschiedlichen Rezensenten mit Kunklowski, Homunkel, Kunkelbert, Forz Furunkel etc. beschimpft. Man muß keine Hellseherin sein um zu erkennen, dass sich diese Rezensenten offenbar kannten. Ebenso klar ist, dass Sie sich hier einmal fragten, wie man denn „Thor Kunkel heißen könne“. Na, fällt der Groschen?
Was haben Sie bloss mit dem Namen?
Würden Sie sich das auch fragen, wenn der Schriftsteller Aaron Rosengarten hieße? Und glauben Sie Amazon ließe es durchgehen, wenn sechs Rezensenten einen Schriftsteller jüdischen Namens auf diese Weise angehen würden? Was würde wohl passieren, wenn Michel Friedmans Name (auch er schreibt) über volle sechs Tage verunglimpft worden wäre?
Ihre Reaktion ist typisch deutsch: Man(n) sieht auf der Straße wie 6 Leute einen Menschen jagen – und da macht man(n) halt indirekt mit, indem man Argumente liefert, warum man diesen Menschen fertig machen muß,
Dörthe — wenn es um Verschwörungstheorien geht, sind Sie hier einfach an der falschen Stelle. Wenn ich meine Weltbilder ordne, verzichte ich auf solche Kategorien. Aber da hat jeder seine eigenen Vorlieben. Wenn Sie bereit sind, aus diesen Theorien die Luft herauszulassen, und einfach von Geklüngel sprechen, dann nicke ich zustimmend und füge an, dass das aber doch nicht schlimm ist. Dass die Damen und Herren emotional werden, wenn es um das Tagebuch eines verstorbenen Freundes geht, kann ich nachvollziehen und irgendwie finde ich das auch beruhigend.
Dass ich hier gefragt haben soll, wie man denn TK heißen könne, daran kann ich mich nicht erinnern. Auch solche Sachen — sprechende Namen und so weiter — sind nicht so meins. Wer Spass daran hat, kann aber gerne damit herumspielen, und falls ich die Frage tatsächlich gestellt habe, ist das auch kein Problem. Ohne in der Richtung besonders bewandert zu sein, erkenne ich, dass eine Provokation darin liegt. Und wer provoziert, rechnet damit, dass jemand sich provozieren lässt. Nur bin jemand in dem Fall nicht ich. Wenn Provokation zu Marketingzwecken eingesetzt wird, schreckt mich das eher ab. Wenn sie einen persönlichen Austausch beleben soll, halte ich sie mitunter für einen angemessenen Kniff, der gewisse Risiken in sich birgt, die man einkalkulieren muss — Das weiß ich. Das wissen Sie. Das wissen Amazon-Rezensenten, die den Namen von TK verunglimpfen. Das weiß TK. Und das weiß auch Nevermore.
Falls der und TK wirklich dieselbe Person sind, dann halte ich die Sache mit den Rezensionen trotzdem für eine bomben Geschichte, die aber nichts mit Juden und Linken und Teutonen zu tun hat, sondern nur mit eitlen, gekränkten, größeren und kleineren Egos. Und die Verlagsprosa zu „Wanderful“ ist in dem Zusammenhang eine Pointe, die zu schön ist, um nicht herausgestellt zu werden.
Aber wie ich schon geschrieben habe, meine Frage an Nevermore wurde nicht beantwortet, jedenfalls nicht, solange ich die Sache verfolgt habe. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich mich in derselben Sache irgendwann an TK selbst gewandt, und auch keine Antwort bekommen, also bleibt es bei einer Geschichte und einer Ahnung, mit der ich richtig liegen kann, oder auch nicht. Dass ich reagiere wie ein typischer Deutscher erzähle ich bei nächster Gelegenheit meiner Mutter. Die hat früher immer darunter gelitten, dass ich oft aus der Reihe getanzt habe und man in unserem Dorf über meine Spirenzchen gesprochen hat. Dann bin ich jetzt wohl in der Mitte dieser putzigen, blank gebohnerten Welt angekommen. Falls hier wirklich jemand jemanden fertig macht, dann ist es Nevermore selbst, wer auch immer dahinter steckt.
Lieber Konrad Geyer,
soll ich Dir sagen, wie es ist, sich von einem Kollegen erklären zu lassen, dass man ein bürgerlicher Arsch ist?
Es ist Scheiße. Ganz ehrlich.
Scheiße ist auch, dass Du mir meine Biographie, nachdem Du sie aus Wikipedia (!) genommen hast, um die Ohren haust, u.a. weil ich Einzelkind und bei der Bundeswehr war und zwei Söhne habe. Da komme ich mir doch gleich wieder wie der kleine Junge vor, der nicht den richtigen Anorak trägt.
Konrad, ich verrate Dir unter Umgehung von Wikipedia u.a., dass ich freiwillig weder Einzelkind noch bei der Bundeswehr war. Aber was glaubst Du, was Du an jedem Tag, an dem ich zwei Söhne hatte, noch an Material hättest finden können, um mir den passenden Bürger-Strick zu drehen.
Spaß beiseite.
Seit Jahren reiße ich mir, nein, als bürgerlicher Arsch darf man so nicht reden; also seit Jahren bemühe ich mich, den Bachmannpreis auf Sendung zu halten, um die Geltung der Literatur im öffentlichen Leben nicht noch weiter absinken zu lassen. Dafür kriege ich dann von Keruac in die Fresse. Geschieht mir recht.
Konrad, wenn Du den Arsch in der Hose hättest, den Du mir absprechen willst, dann würdest Du Dich bei mir für Klagenfurt 2014 bewerben. Dann kommst Du in den Stapel, und ich werde mich ganz ehrlich freuen, wenn Dein Text besser als alle anderen ist. Besser auch im Sinne von mehr Keruac, mehr Welt, mehr Arsch.
Na los, krieg den Deinen hoch. Die zahlen Dir auch die Anreise aus Marokko.
Burkhard Spinnen
Lieber Burkhard Spinnen,
und morgen fragt mich Bono Vox, ob ich Lust habe, mit ihm auf dem Fahrrad die Sahara zu durchqueren und dabei seine Sonnenbrille zu tragen. Ich habe Zweifel, dass Du wirklich Burkhard Spinnen bist, und trotzdem geht mir das „Du“ kaum in die Tastatur. Das liegt an der Ehrfurcht, die Leute, die mancher „kleine Lichter“ nennt, vor solchen Betriebsgrößen wie Burkhard Spinnen haben. Diese Ehrfurcht fackelt vor mir herum, obwohl vielleicht nur ein Troll unter der Maske einer Betriebsgröße mit mir spricht.
Falls ich aber falsch liege und Deine Nachricht einfach wunderlich getimed ist, nimm mir meine Zweifel nicht übel. Ich bin mißtrauisch, wenn es um Identitäten im Internet geht. Lies Dir diesbezüglich meinen Kommentarwechsel mit Dörte Bischoff durch, und wenn Dir das noch nicht reicht, den entsprechenden Rezensionsstrang auf Amazon. Da geht es noch viel irrer zu, als bei Jack Kerouac.
Aber zum Arsch in Deiner Hose habe ich mich nicht geäußert. So weit würde ich nicht gehen. Ich habe nur nach Erklärungen dafür gesucht, wie Du dazu kommen konntest, Kerouac vorzuwerfen, er würde uns den Irrsinn schuldig bleiben. Das war mir wichtig, da war mir alles recht, auch Wikipedia in all seiner investigativen Brillanz. Und genau deshalb gibt Jack Dir auch auf die Fresse. Nicht weil Du Dir den Arsch aufreißt, um den Bachmannpreis auf Sendung zu halten. Da muss man schon genau sein.
Das mit dem Anorak tut mir aber leid. Ehrlich. Ich kann das nachvollziehen. Ich musste selbstgenähte Bundfaltenhosen tragen. Und mein schroffes Urteil über das Kinderbuch tut mir auch leid. Ich fand es aber wirklich nicht gut, und selbst mein elfjähriger Patensohn wollte nichts davon wissen, was ehrlicherweise aber auch an meiner tendenziösen Anpreisung gelegen haben könnte.
Was den Arsch in meiner Hose betrifft: Gerne bewerbe ich mich, aber wie? Und falls Du wirklich der Troll unter der Maske der Betriebsgröße bist: Hut ab, gelungener Hoax (eben noch bei wikipedia nachgelesen, ob der Begriff passt — sicher bin ich mir immer noch nicht). Wenn kein mieses Karma hinterherkommt, eine feine Sache. Wenn doch, bin ich raus. Oder es gibt auf die Fresse. Oder beides. Herzlich. Konrad Geyer.