Es ist ein bisschen her, dass ich Hamid Das hier ist Wasser gegeben habe. Ich war davon ausgegangen, er würde tatsächlich innerhalb kürzester Zeit Deutsch lernen und inhaltlich ein wenig hinterherhecheln. Was für eine Arroganz. Er verschwand nach unserer Fotosession mit seinem neuen Buch, und als ich drei Wochen später danach fragte, behauptete er, den gesamten Text auf Deutsch und Englisch aus dem Gedächtnis zitieren und einfache Unterhaltungen in meiner Muttersprache führen zu können. Das wollte ich genauer wissen. Ich bot ihm zu trinken an. Weil er noch einiges an Post in der Tasche hatte, schlug er meine Einladung aus, versprach aber wiederzukommen, wenn er damit fertig war.
Monat: Dezember 2013
Dann ist die reine Stille der absolute Krach
Im Frühsommer 2012 habe ich mich in meinem Ducato-Camper (BJ 1986) auf den Weg nach Marokko gemacht. Knapp 3700 Kilometer, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 80 Kilometern in der Stunde, bei einem Lärmpegel wie auf Startbahn 1 in London-Heathrow. Bis Madrid hielt mich ein junger Mitfahrer mit Geschichten aus seinem gebrochenen Herzen bei Laune. Keine davon war besonders überraschend, aber er trug sie so leidenschaftlich vor, dass ich ihm gerne zuhörte. Am vierten Tag der Reise wollte ich bis Algeciras kommen, um von dort am Morgen die erste Fähre nach Tanger zu nehmen. Ich kam in Madrid erst spät los und steckte zweieinhalb Stunden im Transitstau fest. Die flimmernde Hitze, die sich allmählich über der iberischen Halbinsel breitmachte, setzte mir zu. Als der Abend dämmerte hatte ich noch gut 200 km vor mir. Ich konnte die Augen kaum noch offen halten. Ich hatte Kopfschmerzen vom Knattern des Dieselmotors und vom Poltern des Fahrtwinds. Ich beschloss, den Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.